Wie bereitest du dich vor Ort vor - wenn du am Gipfel stehst und kurz vorm Drop in bist?
Fabi: Es ist mehr wie meditieren als alles andere, glaube ich. Ich halte kurz inne, schau mir den Hang an und geh die Line nochmal im Kopf durch. Man muss sich im Vorfeld schon vorbereiten, um zu wissen, wohin man fahren muss, damit es keine ungeplanten Vorfälle gibt wie beispielsweise am falschen Cliff herauszukommen. Wenn die Line gut geplant ist, wird man nicht so nervös... Na ja, man ist immer nervös, wenn man etwas Großes fährt, aber in der Sekunde, in der man rein droppt, ist alles weg.
Bereitest du dich zu Beginn der Saison viel vor - viel Fitnesstraining oder Zeit im Fitnessstudio?
Fabi: Ja, aber nicht so viel. Ich habe im Herbst einen relativ strafen Plan, da bin ich vielleicht ein zwei Monate öfter mal im Fitnesstudio. Aber ansonsten bin ich nur in den Bergen unterwegs. Laufen gehen, im Wald herumspringen, das ganze einfach mehr oder weniger draußen machen. Aber dann habe ich tatsächlich ein Zeitrahmen, in dem ich viel im Gym bin, um etwas Sevstvertrauen (und Muskeln) aufzubauen, damit ich die Cliffdrops auch stompe…
Gibt es etwas Bestimmtes, das du im Fitnessstudio machst? Konzentrierst du dich auf eine Beine oder eher auf ein Rundum-Training?
Fabi: Eigentlich alles, aber ich denke, noch mehr auf den Core als auf die Beine, denn das ist der wichtigste Teil des ganzen Körpers. Es macht keinen Sinn, die Beine zu pushen und sich dann irgendwo anders zu verletzen... Also mache ich viel Core-Training, aber ja, sonst vor allem die Beine. Aber der ganze Körper muss zusammenwirken. Ich denke, das ist wichtig.
Dein Skifahren ist ziemlich verrückt. Was hält deine Mutter von all dem?
Fabi: Meine Mama? Haha. Am Anfang war es schwer: Sie mochte es nicht so sehr, wenn ich irgendwo drüber sprang. Und manchmal bekam sie fast einen Herzinfarkt, wenn ich mit ihr Ski fuhr und von den Klippen sprang, aber jetzt ist es fast normal. Sie gewöhnt sich langsam daran und vertraut mir, glaube ich. Also ja, es ist in Ordnung, haha.
Hattest du schon einmal einen "Oh Shit"-Moment am Berg, wo etwas schiefgelaufen ist?
Fabi: Ja. Ja, das passiert von Zeit zu Zeit. Einmal bin ich in ein Face gerutscht, weil ein kleines Schneebrett losgegangen ist und mich auf den geworfen hat. Weiter unten wär eine 100m hohe Klippe gewesen, aber ich bin kurz oberhalb zum Stoppen gekommen. Nun, ein gutes Stück darüber, aber während des Sturzes dachte ich: "Scheiße, das war's". Ein anderes Mal bin ich in eine große Lawine gekommen, die mich aber in letzter Sekunde wieder herausgeschleudert hat. Ich glaube, ich bin danach 5 Tage lang nicht mehr Ski gefahren. Ich dachte ernsthaft darüber nach mit dem Skifahren aufzuhören, aber dann... habe ich wieder angefangen, haha.
Es gab dieses Jahr ziemlich viele Unfälle und Todesfälle beim Skifahren, wie JP [Auclair] und Andreas [Fransson]. Glaubst du, dass das Problem darin liegt, wie die Leute an den Sport rangehen? Oder ob es etwas, was wir anders machen können, um ihn sicherer zu machen?
Fabi: Nicht wirklich, in den Bergen besteht immer ein Risiko. Ich glaube, Andreas war einer der besten Skifahrer der Welt, vor allem, was das Risikomanagement betrifft: Er war mein Idol in solchen Dingen, deshalb hätte ich nie gedacht, dass ihm etwas passieren würde, aber man hat immer ein gewisses Restrisiko am Berg. Als Profi ist es offensichtlich, dass man mehr da draußen ist, aber das bedeutet nicht, dass man dabei draufgeht. Es ist nur so, dass man mehr da draußen ist und die Chance ein bisschen größer ist davon betroffen zu sein. Jeder weiß, dass man, wenn man in die Berge geht, über die Konsequenzen nachdenken muss. Ich glaube, das gehört einfach zum Sport dazu. Aber die Industrie arbeitet mit der ganzen Lawinenausrüstung, wie den Airbags, sehr viel daran es sicherer zu machen, und ich glaube, es geht in eine gute Richtung.
Was würdest du bevorzugen: Supertiefer Powder oder eine steilere Wall mit weniger gutem Schnee, aber mehr Cliffs?
Fabi: Ich würde die Steilwand wählen. Wenn es 20 cm [tief] Neuschnee hat und darunter weich ist, ist sie perfekt. Dann brauche ich keinen Meter Powder. Das wäre zu riskant.
Wenn du nur einen Berg oder ein Skigebiet für den Rest deines Lebens fahren könntest, wo wäre das?
Fabi: Ein Berg oder ein Skigebiet? Hmmm hahahahaha. Ein einziger Berg? Ich weiß es nicht, Mann. Ich glaube, das wäre keine Option für mich, haha, ich würde alles daran setzen mal woanders hinzukommen. Ich möchte einfach nur an vielen verschiedenen Spots fahren gehen. An nur einem Berg fahren, währe definitiv nichts für mich. Wenn ich wirklich müsste, wäre es aber wahrscheinlich das Pitztal, als Tal.
Wenn wir dich morgen zum Skifahren in die ganze Welt schicken könnten - egal wohin, ohne Budgetbeschränkungen - wohin würdest du gehen?
Fabi: Hmm. Ich denke, ich würde alle Forecasts checken und sehen, wo der meiste Schnee liegt, und dann entscheiden. Wenn es überall gut ist, dann würde ich vielleicht nach Alaska fahren und ein paar große Faces droppen. Wenn es keine Budgetprobleme gibt, würde ich mit einem Hubschrauber fliegen und danach vielleicht etwas hiken. Ich denke, in Alaska geht es in Ordnung, von Zeit zu Zeit einen Hubschrauber zu haben, haha.
Wenn du eine neue Skiausrüstung oder -technologie erfinden könntest, was wäre das?
Fabi: Hmm. Ich habe über einen Teleporter nachgedacht, aber es ist... Ach, wenn nur ich sowas hätte. Wenn jeder einen Teleporter hat, dann wird alles einfach zu verrückt... Selbst für mich denke ich. Man würde einfach zu sehr an das Teleportieren gewöhnen. Aber es wäre schon cool gleich im Zielland mit dem Travel anfangen zu können. Auch wenn man beispielsweise im Iran Ski fahren will, muss man zwar erst einmal ins Land fliegen und dort ewig mit dem Auto rumfahren bis man endlich am Ziel ist. Aber das ist glaube ich viel befriedigender und mit mehr Erlebnissen gespickt, als einfach nur einen Knopf zu drücken. Der Weg ist das Ziel dangst man doch auch. Ach ich weiss auch nicht…