Im März 2015 besuchten Tom und Matt vom LUEX-Team Kaschmir Heliski im Himalaya-Skigebiet Gulmarg - ein Gebiet, das einst von Bill Clinton als "der gefährlichste Ort der Welt" bezeichnet wurde. Das ist ihre Geschichte.
Im März 2015 besuchten Tom und Matt vom LUEX-Team Kaschmir Heliski im Himalaya-Skigebiet Gulmarg - ein Gebiet, das einst von Bill Clinton als "der gefährlichste Ort der Welt" bezeichnet wurde. Das ist ihre Geschichte.
Völlig Groggy vom langen Flug und endlosem Warten am Gepäckband, traten wir vor den Flughafen in die dampfende, verschwitzte Nacht von Delhi, um ein Taxi zu finden. Das war keine große Herausforderung: Fast sofort kam ein freundlicher Mann auf uns zu, der nach „wo immer du hinwillst“ fuhr. Ausgezeichnet.
„Seid ihr zum ersten Mal in Indien?", fragte der freundliche Mann, als er uns zu seinem Taxi führte. "Ja, und wir sind ziemlich stoked, endlich hier zu sein", antwortete ich naiv. Fehler Nummer 1, dachte ich und beobachtete, wie blinkende Dollarzeichen in seinen Augen aufleuchteten und sich der Fahrpreis ins Hotel plötzlich verdrei- oder vervierfachte. Fehler Nummer 2 kam prompt: Als wir uns dem Taxi näherten, war es bemerkenswert... klein. Ein kurzer Blick darauf zeigte, dass das durchschnittliche Delhi-Taxi weitaus kleiner gebaut ist als eins in Europa, was angesichts des mitgebrachten Gepäcks ein Problem war.
"Hey Boss, ich denke, wir brauchen ein größeres Auto - wir müssen diese Skier reinbringen!"
"Skier? Was?“
In der schwülen Mitte der indischen Hauptstadt schien dies keine unangemessene Frage zu sein - es ist jetzt auch nicht unbedingt das typische Wintersportziel - aber das war ein Thema, das ich vorher überhaupt nicht erwartet hatte. Der Fahrer starrte leer auf die beiden 190 cm dicken Skitaschen, die zu unseren Füßen lagen, und zuckte dann einfach mit den Schultern:
"Huh, kein Problem Boss - wir schieben sie einfach durchs Fenster!"
Nach einer prekären Fahrt - bei der gut 50 cm Ski aus dem Fenster ragen - durch das wohl wahnsinnigste Verkehrschaos der Welt, eine unbequeme Nacht in einem der billigsten Hotels Delhis (Fehler Nummer 3, NICHT empfohlen, egal wie niedrig dein Budget auch sein mag), eine weitere verblüffende Navigation durch eines der ineffizientesten Check-in- und Zollsysteme, das der Menschheit bekannt ist, ein weiterer interner Flug und einigen anderen kleineren Hindernissen, treffen wir schließlich unseren Fahrer vor dem Flughafen in Srinagar.
Das fühlt sich schon viel besser an: Es schneit, was das Zeug hält, die Flocken sind so groß, dass man sie tatsächlich landen hören kann und obwohl unser Jeep nicht den Eindruck macht, bringt er uns sicher ans Ziel und hat genügend Platz für unsere Skier. Ich sehe meinen Kumpel Tom, der dank des Schneefalls sein breitestes Grinsen aufgezogen hat. Wir sind in Kaschmir und kurz davor, einen fast lebenslangen Traum zu erfüllen - den Himalaya zu befahren. Der Wahnsinn, den wir bis hierher erlebt haben, scheint der perfekte Weg zu sein, um das Abenteuer zu beginnen.
Dieses Gefühl hält genau bis zu dem Zeitpunkt an, an dem wir feststellen, dass Swiss Air beschlossen haben, unsere Airbag-Gasbehälter zu beschlagnahmen. Obwohl wir ausgemacht haben, sie beim Check-in mitzunehmen, sehen wir nur eine kleine Info auf einem Stück Papier, die neben unseren sorgfältig ausgedruckten Gepäckbestimmungen liegt.
C'est la vie. Auf der Fahrt nach Gulmarg sehen wir nur drei Autounfälle. Es scheint und die Schneeketten leisten tolle Arbeit. Und dann ist es soweit, wir schlittern in den Straßengraben.
Am nächsten Morgen wachen wir bei klarem blauen Himmel auf und der strahlende Sonnenschein reflektiert auf der brandneuen Schneedecke. Nach einem überraschend leckeren Frühstück mit Curry-Omelett stolpern wir aus dem Heevan Retreat Hotel - eine bizarre Mischung aus elegantem kolonialem Luxus, smart gekleideten Mitarbeitern, unzuverlässigen Duschen und in Kunststoff umhüllte Fenstern -, schnallen unsere Skier an und ziehen die ersten Lines durch 50cm tiefen Neuschnee und können es kaum glauben.
Es gibt kein Zurück mehr: Gulmarg ist wie kein anderes Skigebiet der Welt. Inmitten der halbvergrabenen Silhouetten schlecht gebauter Hütten fällt das Luxushotel, in dem wir wohnen, gar nicht so sehr auf, wie man denkt. Das liegt aber ziemlich sicher an der einheitlich weißen Schneedecke, die sich nahezu über das gesamte Blickfeld erstreckt.
Was uns aber direkt ins Auge sticht, sind die vielen halbfertig gebauten Häuser, sowie das, was nach einer Liftstation aussieht, in der man schon die Gondeln erkennen kann. Hier ist alles eine (oder zwei) Nummern roher, als wir es in Europa und Nordamerika - und sogar in Japan - gewohnt sind. Irgendwie fühlt es sich wie in einem Western an, nur eben im Schnee.
In vielerlei Hinsicht ist es genau wie eine Grenzstadt - der Berg Apharwat, der sich über uns erhebt, ist buchstäblich der Rand der umstrittenen "Kontrolllinie" zwischen Indien und Pakistan. Im Jahr 2002 erklärte Bill Clinton ihn zum gefährlichsten Ort der Welt.
Wir gönnen uns eine dampfende Tasse der herrlichen lokalen Spezialität Kahwa - ein süßer und fruchtig gewürzter Tee. Wir fragen nach dem Weg und rutschen weiter, vorbei an Affen, die sich mit Hotelresten vollfressen und Einheimischen, die übergewichtige Touristen aus Indien auf Holzschlitten rumkutschieren. Beim Aufblicken fliegt ein Adler über uns hinweg.
Wir treffen Katrin und Billa von Kaschmir Heliski in ihrer Koppel am Rande des Dorfes Gulmarg und helfen dem Team, eine Plattform aus festem Schnee zu bauen, um mit den Heli-Vorbereitung beginnen zu können. Wir können es immer noch nicht fassen: Wir sind hoch oben im Himalaya, an einem Bluebird-Tag mit über einem halben Meter Neuschnee, und wir sind dabei, auf einen Heliski-Trip zu gehen. Als Katrin uns unseren Guide für den Tag, Mushtaq, vorstellt, lächelt sie über beide Ohren, weil sie unseren Stoke sofort erkennt.
Es ist der letzte Tag der Heliskiing-Saison: So weit im Süden kommt die Frühlingssonne schon recht früh und scheint ziemlich heiß. Bei all dem Neuschnee und den steigenden Temperaturen ist die Lawinengefahr hoch, und Mushtaq bringt uns nach Hell Bent Woods, wo wir uns im risikoarmen Gelände aufwärmen und ein Gefühl für den Schnee bekommen können. Nach einer kurzen Sicherheitsunterweisung laden wir die Skier in den Heli, steigen ein und schauen uns mit einem nervösem Grinsen um.
Wenn du noch nie Heliskiing gefahren bist, ist es wirklich schwer, dir das Gefühl zu beschreiben. Der Heli ist klein, mit Platz für nur 6 Personen (inklusive Guide und Pilot). Er fühlt sich nicht sonderlich stabil an und die Fenster biegen sich, wenn man sich an sie lehnt. Der Lärm und die Vibrationen sind unglaublich, wenn der Pilot das Gaspedal durchdrückt.
Und plötzlich realisierst du, dass du mit einer Maschine, die kleiner als ein durchschnittliches Familienauto ist, um einige der größten Berge der Welt herumfliegen wirst. Die Nerven liegen fast blank, als der Heli in die Luft steigt. Wir hören nur noch einen Chor von Whoops, während wir uns vom Dorf wegbewegen. Die Aussicht ist unglaublich in der kalten, klaren Luft, und die Berge starren uns direkt in die Augen.
Als wir uns dem Wald nähern, kippt der Pilot beunruhigend die Nase des Heils und fliegt vor und zurück; die Nase pflügt fest in den Schnee, er ebnet sich ein und setzt den Heli ab. Wir hüpfen aus dem Heli, immer geduckt und versuchen immer möglichst viel Abstand zu den Rotorblättern zu haben.
Bei den ersten Landungen sind GoPros nicht erlaubt, bist der Schnee sich einigermaßen abgesetzt hat. Denn der Heli sinkt im Tiefschnee immer weiter und so steigt das Risiko, die Rotoren zu berühren. Nach einem Moment hebt der Heli wieder ab, wir gruppieren uns neu und plötzlich ist um uns herum nichts weiter als endlose Stille. Nur das Klicken der Bindungen unterbricht diese Ruhe. Mit einem Schrei macht sich Mushtaq auf den Weg und kippt über den Rand der Hochebenen und rein in die Tree-Runs.
Mit einem schnellen Klopfen meiner Skistöcke gleite ich über die Klippe und rippe hinunter. Als ich die Falllinie hinunterfahre, schlitze ich meine Skier seitlich, um den ersten Turn zu machen, und - UUMMPPFFF - Schnee spritzt auf und knallt mir ins Gesicht. Mein Gott, das ist gut! Links, rechts, Achtung Gap, gerade aus, verdammt, da vorne kann ich nochmal ein Spray raushauen... Es fühlt sich an wie Zeitlupe und ich haue einen 10 Sekunden Faceshot raus. Das ist die ultimative Kissenschlacht.
Während meine Sicht langsam wieder frei wird, sehe ich links von mir eine riesige Schneewolke. Es ist Tom, aber selbst mit seiner 6 Fuß hohen Körpergröße ist von ihm in dem dichten Schnee nichts zu erkennen. Er nimmt das nächste Pillow und verschwindet im Horizont, als ich nach rechts schneide. Ein umgestürzter Baum erscheint vor mir wie ein Sprungbrett, soll ich ihn mitnehmen? Ja? Nein? Vergiss es. Ich zieh die Knie an, während ich am Absprung bin, um die Kompression zu absorbieren, ich kann sehen, wie der Schnee rechts von mir wegbricht, aber jetzt bin ich am Ende des Baumstammes. Plötzlich schwerelos und plötzlich wie von einer anderen Wolke oder Marshmallow oder Daunenfederdecke umgeben.
Als ich zum Stehen komme, schaue ich mich um und sehe, wie meine Skier ein paar Meter entfernt in die Luft ragen. Der Schnee dämpfte meinen Sturz so gut, dass ich nicht einmal mitbekommen habe, dass ich gestürzt bin. Unten am Hang sehe ich Tom und Mushtaq über mich lachen, und ich höre den Heli kommen, um uns für eine weitere Runde abzuholen. Lieber Gott, das ist gut! Als ich in der Abholzone ankomme, stammel ich ein paar halbe Sätze und verwische die Worte in meinem Rausch: "Es ist wie Hokkaido, nur steiler.“
Viel mehr Lob geht nicht!
Gulmarg - oder "Blumenwiese" - ist ein kleines Dorf im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir, das auf 2690 m Höhe in der Pir Panjal-Kette des Himalaya liegt, 56 km von der Hauptstadt Srinagar entfernt. Es ist nur wenige Kilometer von der "Line of Control", der umstrittenen Grenze zwischen Indien und Pakistan, entfernt.
Gulmarg bietet wirklich ein Skierlebnis, das nirgendwo sonst auf der Welt zu finden ist. Es ist wild, rau und abenteuerlich. Der Lawinenschutz ist semi gut, es gibt keine echte Bergrettung, die Gondel ist langsam und anfällig für Schließungen.
Es schneit auch sehr viel, aber trockener und leichter Schnee. Die Locals nennen ihn auch "Currypowder". Die Gondel ist der höchste Skilift der Welt und erhebt sich bis zu 3979 Meter an den Flanken des Mount Apharwat und erreicht eine lange Gratlinie mit riesigen Bowls.
Das meiste Gelände ist nicht allzu krass - es ist ideal für schnelle Rides - aber die großen Lawinenrinnen sind einschüchternd. Frische Tracks sind auch eine Woche nach einem Sturm leicht zu erreichen. Und wenn du bis zum Gipfel des Apharwat (4200m) hikest, verdoppelt sich die Anzahl der Lines, aus denen du wählen kannst. Da lohnt ein Lungenbrand.
Die Überquerung der Hochebenen in die andere Richtung eröffnet die Möglichkeit des langen ~2000 Höhenmeter Rides nach Drang und Tangmarg, der über eine Reihe von Graten, Bowls und Tree-Runs führt.
Das Heliskiing-Gelände ist nicht von dieser Welt, mit steilen, weitläufigen Pinienwäldern, Pillow-Runs und riesigen, weit offenen Feldern. Glaub mir, es wird dir nicht langweilig werden!
Kaschmir hat weit mehr zu bieten als nur Skifahren - es ist ein unglaubliches kulturelles Erlebnis. Einige der Hotels sind einfach ein schöner Einblick in den alten Kolonialstil, die Mitarbeiter sind warmherzig und freundlich, und das Essen ist einfach unglaublich: Curry-Fans werden im absoluten Paradies sein.
Die meisten Gulmarg-Reisen beinhalten die Möglichkeit, die letzte Nacht auf einem traditionellen luxuriösen Kaschmir-Hausboot am Dal Lake bei Srinagar zu verbringen. Rufe einfach einen lokalen Tuk Tuk Fahrer an, um eine Tour durch die faszinierende Stadt zu buchen (stell sicher, dass du die Pari Mahal Gärten mit Blick auf den Dal Lake nicht verpasst und eine Pashmina und Teppichweberin besuchst). Kauf dir einige Souvenirs und Gewürze, dann nimmst du ein kleines Shikara Boot zurück zum Hausboot, wo dir dein Butler an Bord ein weiteres köstliches Currygericht zubereiten und kaltes Bier servieren wird. Glückseligkeit im höchsten Maße.
Im Allgemeinen musst du einen internationalen Flug zum New Delhi International Airport nehmen, dann einen Inlandsflug nach Srinagar (hier hilft auch unsere Liste der jeweiligen Preise für Sperrgepäck je Fluggesellschaft).
Es wird empfohlen, deine eigene Skier mitzunehmen, und trotz der scheinbar endlosen und oft unlogischen Checks und Kontrollen am Flughafen Srinagar gab es keine Probleme oder zusätzliche Gebühren für deren Transport.
Generell ist es am besten, ein Auto mit Allradantrieb zu organisieren (idealerweise im Voraus bezahlt, um Preisverhandlungen zu vermeiden), das dich direkt am Airport abholt - die Straße nach Gulmarg ist steil und oft schneebedeckt. Es lohnt sich nicht, in kleinen lokalen 2WD-Taxis das Risiko einzugehen, stecken zu bleiben.
Wenn du dich dafür entscheidest, ein paar Tage in Srinagar zu verbringen, ist der Transport einfach zu organisieren - einfach ein Taxi oder Tuk Tuk rufen - aber denk daran, dass du den Preis verhandeln musst.
Obwohl das FCO in den letzten Jahren "einen allgemeinen Rückgang der Gewalt im Staat festgestellt hat", rät es nach wie vor "von allen Reisen nach Jammu und Kaschmir ab, mit Ausnahme von (i) Reisen innerhalb der Städte Jammu und Srinagar, (ii) Reisen mit dem Flugzeug in die Städte Jammu und Srinagar, (iii) Reisen zwischen diesen beiden Städten auf der Nationalstraße Jammu-Srinagar".
Obwohl der westliche und indische Tourismus in der Region stetig zunimmt, wurden in letzter Zeit keine Angriffe auf Ausländer gemeldet. In der Praxis haben wir uns trotz der starken militärischen Präsenz immer vollkommen sicher gefühlt.
Die Einheimischen sind warmherzig und freundlich und abgesehen von einem Vorfall, bei dem Soldaten uns aufgrund von Lawinenproblemen daran hinderten, eine Bowl (mit unserem Guide) zu shredden, war die militärische Präsenz nie bedrohlich. Obwohl die Geschichte Kaschmirs blutig ist, fanden wir es während unseres Besuchs schön und friedlich.
Wenn du Fragen hast oder ein paar Ratschläge für einen Ski- oder Snowboardtrip nach Kaschmir brauchst, kannst du dich gerne an unsere Snowexperten wenden!