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Localism & Surfen - eine ewige Tragödie

Surfen ist kein Mannschaftssport. Bis auf wenige Ausnahmen ist das Surfen mit der „Eine-Welle-pro-Person-Regel“ eine strikt individuelle Angelegenheit. Das Teilen wird in der Regel nicht erwidert und leider ist deine Wellenausbeute oft direkt proportional dazu, wie egoistisch und gierig du bist. Folglich können, wie in der Politik und Wirtschaft, knappe Ressourcen (Wellen) und eine hohe Nachfrage (eine wachsende Surfbevölkerung) zu Aggression, Konflikten und Gewalt führen.

Was bedeutet der Surfbegriff “Localism”?

Der Begriff wird verwendet, um das belästigende und einschüchternde Verhalten der lokalen Surfcommunity zu beschreiben, um Außenstehende davon abzuhalten, "ihre" Breaks zu surfen.

In extremen Fällen äußert sich Localism in regelmäßigen und nahezu organisierten Faustkämpfen (hin und wieder sogar mit tödlicheren Waffen), Surf-Sabotage, Vandalismus und persönlichen Drohungen, zur Durchsetzung der Etikette. 

Er sorgt auch dafür, dass die Einheimischen sich die Wellen aussuchen können und/oder dass Urlaubs-Surfer überhaupt nicht ins Lineup kommen. Im Surfmekka „Pipeline“ und anderen Breaks entlang der Nordküste Hawaiis ist "Respect the Locals" beispielsweise nicht nur ein Schlagwort, sondern eine Notwendigkeit! Wenn du also vorhast, am heiligen Gral des Surfens Wellen zu bekommen UND du in einem Stück nach Hause zurückkehren willst, solltest du dieser simplen Regel unbedingt Folge leisten.

Wie kann sich Localism äußern?

Im Jahr 2016 wurde eine Klage gegen lokale Surfer in Palos Verdes, Kalifornien, eingereicht, um den rücksichtslosen und systematischen Localism in der Lunada-Bucht zu unterdrücken. 

Jahrzehntelang hatten die Einheimischen trotz der ständig wachsenden Crowd an den umliegenden Breaks die Wellen der Lunada Bay ganz für sich allein. Diese Exklusivität wurde durch die Locals aufrechterhalten, indem sie „Non-Locals“ mit Gewalt drohten, sie bedrängten und sogar Steine hinterherwarfen, sobald sie nur die Klippen hinunter zum Strand liefen. Im Wasser wurden die Auswärtigen verbal belästigt, auf den Wellen „überfahren“ und in jede Welle gedropt. Wenn sie zum Parkplatz zurückkehrten, fanden sie ihre Autos zugeparkt, mit aufgeschlitzten Reifen und mit Surfwachs beschmierten Scheiben wieder.

Das Phänomen des „Localism“ beschränkt sich nicht nur auf die Verrückten, die sich in Kalifornien oder Hawaii herumtreiben. Joel Parkinson - eine absolute Style-Ikone für viele Surfer, wurde in Mundaka im Baskenland absichtlich auf der Hälfte seiner Wellen verbrannt. Kelly Slater kam von einer Surfsession an der australischen Goldcoast zurück und fand sein Auto mit dem Schriftzug "FUCKWIT" aus Surfwachs vor. Ein Teenager und zwei Erwachsene wurden beim Surfen auf einer Welle, die von Einheimischen in Neuseeland patrouilliert wird, beschimpft und beschossen.

Ist Surf-Localism berechtigt?

Als ich anfing, über dieses Thema nachzudenken, da ich an bestimmten Breaks nach wie vor auf die Leftovers warten muss, hatte ich das Gefühl, dass ich den Anti-Localism verschätzt habe. Überraschenderweise habe ich das Thema als viel komplizierter empfunden.

Ich habe null Verständnis für die wohlhabenden weißen Männer mittleren Alters, die Auswärtige in der Bay von Lunada terrorisieren und ich sehe generell aggressiven, gewalttätigen Localism als ein Symptom testosteronbetriebener, toxischer Männlichkeit, von der ich hoffe, dass sie auf dem Weg zur Ausrottung ist. 

Ich verstehe aber, dass die Menschen die Breaks, mit denen sie groß geworden sind, davor schützen wollen, dass sie sich in überfüllte Lineups verwandeln, wie man sie in Snapper oder Malibu findet.

Ich kann es nachvollziehen, denn ich werde auch jedes Mal leicht wütend, wenn ich einen 19-jährigen blonden Unruhestifter auf einem unausstehlich lauten Café-Racer sehe, wie er mit aufgeknöpftem Hemd, dem Board kaum im Surfrack fixiert und ohne Helm, die Straße in Bali hinunterzoomt, die noch vor fünf Jahren von Reisfeldern umsäumt war. 

Kolonialismus und Surf-Tourismus

Während ich den Tag verfluche, an dem die New York Times Canggu als "Bohemian Place in Bali, Where Serenity Rules" geoutet hat, wird mir klar, dass Veränderungen und Crowds eine beschissene, aber unvermeidliche Realität unserer überbevölkerten Zeit sind.

Hawaii

Das Thema wird aber durch die koloniale Geschichte und die wirtschaftlichen Unterschiede in vielen Surf-Destinationen noch komplizierter. Die Hawaiianer wurden durch die Besiedlung und Annexion durch die USA königlich verarscht. Wenn also Auswärtige den Menschen, die das Surfen erfunden haben und es als eine bedeutende kulturelle und spirituelle Praxis verehren (die von den kolonisierenden Christen verboten und fast ausgelöscht wurde), die Wellen wegnehmen, fügt dies eine neokoloniale Beleidigung zu den alten Wunden hinzu, besonders wenn dies zu allem Überfluss respektlos geschieht.

Bali

In Bali nutzen die Surf-Guides ihren "lokalen" Status, um ihre Schüler in bereits überfüllte Wellen zu drängen und so Möchtegern-Surfer schaffen, die gefährlich ahnungslos und ohne Wissen über Surf-Etikette unterwegs sind. Aber so ernähren die Guides ihre Familien. 

Und wenn sie darauf bestehen, Sicherheit und Etikette zu lehren, nutzen unzufriedene Kunden oft ihre bessere finanzielle Position, um einen anderen Guide zu engagieren, der bereit ist, mit ihnen in weniger überfüllte Wellen zu gehen.

Kurz gesagt, ich verachte Leute aus der „ersten Welt“, die an ihrem Homespot zu Localism neigen, aber an Orten wie Indo, Hawaii, Fidschi, Costa Rica usw. erwarten, den Einheimischen dort Wellen wegschnappen zu können. Die meisten Surfer in Entwicklungsländern können sich nunmal keine Surfreisen leisten. Ich denke also, sie verdienen Respekt und Priorität auf ihren eigenen Wellen.

Lokale Surfer haben das beste Wissen zur Sicherheit im Lineup

Ein berechtigtes Argument, das für Localism spricht ist, dass er die Etikette, die Ordnung und damit die Sicherheit im Lineup durchsetzen kann, sonst würde dort wahrscheinlich Anarchie herrschen. 

Wahrscheinlich ist das echt keine schlechte Sache, wenn über 100 Leute im Wasser um 20 bis 30 Fuß hohe Wellen, die über flaches Riff und Vulkangestein brechen, wetteifern. Denn hier können Fehler jeglicher Art fatal enden. Wenn zum Beispiel ein Anfänger an einem großen Tag in Pipeline/Uluwatu/Padang-Padang rauspaddelt, sollten die Einheimischen ihnen meiner Meinung nach gewaltlos, nicht aggressiv, aber mit fester Stimme sagen, dass sie aus dem Wasser gehen sollen.

Surfetikette ist das A und O beim Surfen

Angesichts der Zahl der Surfer, die es weltweit gibt, gibt es also keine einfachen Antworten auf dieses zunehmende Phänomen. Aber es gibt durchaus Möglichkeiten, sich respektvoll zu verhalten, was auch nicht weiter schwer ist. 

  • Wenn du an einem neuen Break bist, paddel nicht direkt zum Peak, sondern warte ein wenig, bevor du eine Welle nimmst. 

  • Lächele und grüß die Leute im Lineup. 

  • Drope in keine Welle. 

  • Sneak dich nirgends rein! 

  • Paddel nicht raus, wenn der Swell deine Skills übersteigt. 

  • Wenn du gerade eine Welle erwischt hast, dann geh nicht gleich auf die Nächste. 

  • Entschuldige dich, wenn du Mist baust und jemandem in die Quere kommst. 

Die Einheimischen, werden die guten Vibes, die du verbreitest, bemerken und schätzen, was sich für dich in mehr Wellen auszahlt.

Es ist aber nicht alles trostlos. Zu Beginn meiner Surfkarriere bin ich aus Versehen einem Einheimischen in Nicaragua reingedropped. Ich entschuldigte mich ausgiebig, aber er lachte nur und sagte: "Ich lebe hier und komme jeden Tag auf solche Wellen, tranquila, chica.” 

Am Ende hatten wir ein schönes Gespräch und eine angenehme Surfsession zusammen. Diese Art von freundschaftlichen Interaktionen sind in Indonesien die Norm. Auch, wenn die Locals ihre Gäste in meine Wellen pushen und ich sie damit aufziehe und sie sich entschuldigen. 

Aus Erfahrung und vom Hörensagen wissen wir, dass in Indonesien, Nicaragua, Sri Lanka, Costa Rica, den Philippinen und auf den Malediven viele Breaks von Einheimischen dominiert werden, die dir die Wellen aber nicht missgönnen, solange du dich respektvoll verhältst. 

Die meisten Locals, egal wo, werden mit dir gerne ein Bier am Strand trinken, was eine goldene Gelegenheit ist, Kontakte zu knüpfen und etwas über den lokalen Surf, die Kultur und das Leben zu lernen.

Mir ist auch aufgefallen, dass die besten Surfer nur selten Aggro-Schikanen an den Tag legen - das haben sie auch nicht nötig, da sie um alle anderen herum surfen. Ich versuche, ihnen nachzueifern und hoffe, dass etwas von ihrem Können und ihrem Zen auf mich abfärbt. Sie sehen auf jeden Fall so aus, als hätten sie mehr Spaß... und das ist doch schließlich der Punkt, oder?

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Als Anwältin von Beruf und Surferin aus Leidenschaft, lebt Rebecca auf Bali und denkt, spricht und schreibt hauptsächlich über Surfen, Feminismus, Politik und wie man ein gesundes Leben führt, das versucht, all das auszugleichen.