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"Töte das verdammte Ding einfach!" Was ist nötig, um mit Haien zu surfen?

Er lebt unter der Meeresoberfläche, legt bis zu 4.000 km pro Jahr zurück und frisst alle zwei Wochen etwa 30 kg Fisch - der berüchtigste Räuber des Wassers, der Weiße Hai. Der majestätisch erscheinende Hai mit seiner 400 Millionen Jahre alten Geschichte muss immer weiter schwimmen, sonst sinkt er auf den Meeresgrund. Da Angriffe auf den Menschen nicht nur eine Sorge, sondern eine Realität sind, werden immer wieder Shark Culls (das Töten vieler Haie) veranlasst, um diese Kreaturen zu stoppen.

Die Minimierung der Hai-Angriffe ist unser gemeinsames Ziel, aber dennoch war die Surf-Gemeinschaft noch nie so gespalten in einer endlosen Debatte: 
To cull or not to cull - das ist hier die Frage.

Wie gefährlich sind Haie überhaupt?

Wenn man bedenkt, dass jeden Tag Millionen von Menschen an den Stränden der Welt ins Meer gehen, sind die Angriffe auf Menschen unglaublich gering (88 unprovozierte Angriffe im Jahr 2017 - und nur 5 davon waren tödlich). Die International Shark Attack File, die weltweite Autorität für die Interaktionen zwischen Menschen und Haien, zeigt, dass die Zahl der Hai-Angriffe und der Todesfälle dank der Fortschritte bei der Sicherheit am Strand, der medizinischen Behandlung und dem öffentlichen Bewusstsein allmählich zurückgegangen ist.

Im Jahr 2009 wurde der 15-jährige Andrew Lindop in Sydney am Avalon-Beach von einem Hai angegriffen. Sein Vater und der local Lifesaver Charles Lindop stürmten auf einem Brett hinaus, um den Jungen zu retten. Schnelles Denken, eine gehörige Portion Mut und fachkundige Wundverbände ermöglichten es Andrew, nicht nur zu überleben, sondern heute über die Tortur lachen. Couragierte Menschen wie sein Vater Charles tragen dazu bei, die Zahl der Todesopfer zu reduzieren. Gleichzeitig nimmt das Know-how über lebensrettende Maßnahmen (und der reine Mut) weiter zu.

Fast 700 Haie wurden im letzten Jahr im Rahmen des Haikontrollprogramms in Queensland getötet. Etwa 100 Delfine, Schildkröten und Dugongs wurden ebenfalls unbeabsichtigt getötet. - ABC.net

Gibt es viele Hai-Angriffe?

Australien hat den Löwenanteil der weltweiten Angriffe der Weißen Haie zu tragen. Im Jahr 2017 musste OZ 14 Vorfälle und einen Todesfall verzeichnen. 

Aber Begegnungen zwischen Haien und Menschen haben in Australien zwischen 1997 und 2017 nur leicht zugenommen (die Zahl der Todesopfer stieg um 0,07%), während die menschliche Population in Down Under in den beiden Jahrzehnten um 33% explodierte. Jeder, der sich nur ein bisschen mit Mathematik auskennt, würde erwarten, dass die Angriffe mit dem Bevölkerungswachstum zunimmt - also was ist dann der Grund dafür?

Es gibt langsam immer weniger Haie

Der folgende Punkt frustriert die meisten Befürworter der Shark-Culls: Forschungen deuten nicht darauf hin, dass die Haibestände steigen werden. Ganz im Gegenteil. Es gibt Hinweise dafür, dass die Zahl der Haie tatsächlich zurückgehen könnte. 

Die Population der ausgewachsenen weißen Haie im Südwesten Australiens wächst laut CSIRO-Studien um -0,03%. Überfischung und Umweltverschmutzung können für das Verschwinden der gefährdeten Arten verantwortlich gemacht werden - oder, je nach Perspektive, gedankt werden.

Da unser so gut wie nicht vorhandenes Umweltbewusstsein ohnehin einen großen Teil zur Reduzierung der Haibestände leisten, sollte der Drang nach strukturierten Shark-Culls eigentlich relativ gering sein. Es gibt auch immer wieder Forderungen von Meereswissenschaftlern, diese Tiere und ihre Lebensräume zu schützen, damit diese Arten nicht komplett aussterben.

Kommerzielle Fischer und Anhänger der Meinung der wachsenden Weißhaipopulationen sind jedoch anderer Meinung und fordern lautstark die Ausrottung der Raubtiere.

"Töte einfach die verdammten Haie!"

Das ist meist die erste Reaktion nach einem Angriff. Viele Menschen wollen verständlicherweise eine schnelle Lösung für ein kompliziertes Problem. Es scheint eine einfache Gleichung zu sein: weniger Haie bedeuten weniger Angriffe - einfach! Aber die Geschichte zeigt, dass dies nicht der Fall ist.

Im Jahr 1959 gab es auf Hawaii auf eine 17 Jahre andauernde Haikillerkampagne, bei der fast 5.000 Tiere getötet wurden. Die Anzahl der Angriffe blieb gleich. 

In Westaustralien wurden Ködertrommelleinen installiert, um die Zahl der Angriffe von Großen Weißen zu reduzieren. Sie haben nicht einen einzigen an den Haken genommen, sondern stattdessen 68 der ohnehin bedrohten Tigerhaie ausgemerzt. Btw. Tigerhaie haben seit 1929 in Australien keinen Menschen mehr angegriffen.

Es gibt Stimmen, die die sofortige Tötung des Tiers nach einem Angriff fordern. Aber Wissenschaftler sind der Meinung, dass ein Cull eher das barbarische „Auge um Auge“ widerspiegelt. Können wir die Haie, die für Angriffe verantwortlich sind, überhaupt jagen und töten?

Haie zu töten, nützt nichts

"Es gibt praktisch keine Chance", sagt der Kurator der Internationalen Hai-Angriffskartei, George Burgess, in seiner Antwort auf den Aufruf von Kelly Slater und Jeremy Flores zu aggressiven Shark-Culls um die Insel La Reunion. 

"Haie sind Tiere, die ohnehin nur vereinzelt auftreten und zudem lange Strecken zurücklegen, die bereitwillig Gebiete wieder besiedeln, aus denen sie einst vertrieben wurden. Das macht jeden Versuch eines Shark-Culls zu einem langfristig sinnlosen Unterfangen.”

Hai-Abschlachtung in Tweed Heads, Australien. Foto: Gold Coast Bulletin

Burgess stimmt zu, dass Bullen-, Tiger- und Weiße Haie sich eng um die Insel Reunion und viele ähnliche Gewässer bewegen, aber er sagt auch, dass die Zahl der Angriffe nicht auf Veränderungen in der Umgebung der Haie zurückzuführen sind. 

Sie stehen jedoch in direktem Zusammenhang mit dem enormen Anstieg des Tourismus in der Region und des rapiden Wachstums der aktiven Surfer in den letzten 30 Jahren.

Da ein Cull nicht wirklich die Antwort auf das Problem ist, könnten andere Lösungen infrage kommen. Aber bei allem im Leben gibt es hier auch Vor- und Nachteile.

Wie kann man sich vor Haien schützen?

Hai-Warn-Apps

Apps wie die Dorsal App in Australien und SharkMate in den USA wurden geschaffen, um das Bewusstsein der Strandbesucher zu schärfen. Sichtungen und Angriffe werden schnell gemeldet und so die Surfgemeinde alarmiert. Apps helfen bei der Entscheidung, ob man surfen will oder nicht, aber sobald ein Surfer im Wasser ist, ist er auf sich allein gestellt.

Abwehrmittel

Es gibt eine Reihe kommerzieller Produkte speziell für Surfer, die man sich auf das Equipment kleben kann. Haischutzschilde gehören zu den beliebtesten. Hierzu haben bereits viele Studien ihre Wirksamkeit (in "den meisten" Situationen) belegt.

Shark Attack Mitigation Systems (SAMS) von Radiator

Sonar-Technologie

Meeres-Sonargeräte, die auch als "Clever Buoys" bekannt sind, können alle Arten von Meereslebewesen über zwei Meter Länge aufspüren und anhand der Körperbewegungen ihre Spezies identifizieren. Es befindet sich zwar noch in der Erprobungsphase, aber zum Glück kann man bereits diese „Prototypen“ nutzen.

Surfen, wo es sicher ist

Kein Teil des Ozeans sollte als risikofrei angesehen werden, aber es gibt eine Reihe von Reisezielen, die eine unglaublich hohes Sicherheitsniveau aufweisen. Die Malediven sind ein ziemlich sicherer Zufluchtsort vor aggressiven Haien. Es gibt auch keine gemeldeten Vorfälle in ihrer Geschichte. Bali hat ein ähnliches Sicherheits-Rating (beide Spots haben zudem den Vorteilen einer unglaublichen Brandung).

Die Reduzierung von Haiangriffen ist ein Schwerpunkt für alle, die sich um den Erhalt des Ozeans und den Schutz seiner Besucher kümmern. Aber damit die Maßnahmen auch sinnvoll wirken, ist es unerlässlich, dass die Folgen und die Themen gut erforscht sind. Zudem sind weitere Untersuchungen zu den Migrationsmustern der Haie, zum Bevölkerungswachstum, zu Abschreckungs- und Abwehrmaßnahmen, zur Nahrungsmittelversorgung erforderlich. Und last but not least zu der Frage, was wir tun können, um uns auf unserem heiß geliebten Meeresspielplatz zu schützen und so wenig wie möglich Schäden davon tragen.

Sichere Destinationen zum Surfen

Malediven

Tausende kleine Inseln, die konsequent von den Wellen des Indischen Ozeans angetrieben werden, machen die Malediven zu einem der heißesten und zuverlässigsten Surfspots der Welt.

Indonesien - Bali

Die Insel der Götter kommt einem Surferparadies am nächsten!

Geboren und aufgewachsen am Rande westaustralischer Gewässer, hat Dave den Durst nach neuen Abenteuern.... und danach, allen davon zu erzählen. Mit Skisaisonen in Kanada, Neuseeland, Österreich und Oz ist er genauso schneesicher wie eine Salzwasserratte.